"Ich möchte an alle appellieren: Wir brauchen Nachwuchskräfte und dementsprechend benötigen wir auch Ausbildungsplätze!!“ Mit diesen Worten schließt unser heutiger Gastgeber sein Interview „Auf einen Kaffee mit …" ab.
Michael Baars vermittelt seit Jahren sein Wissen im Bereich Haushalt an den Nachwuchs.

Nach der Schule wusste Michael Baars nicht, was er beruflich machen möchte. Einige Zeit habe er einfach nur gejobbt, dann folgte der Zivildienst auf der Neugeborenen-Intensivstation. Der Arbeitsinhalt sagte ihm zu, die Schichtarbeit und die Verdienstmöglichkeiten aber nicht. Nach fünf Bewerbungen hatte er zwei Zusagen: Einerseits eröffnete die damalige Drogeriekette "Schlecker" ihm einen Platz als Trainee on the job, wenig Schule, mehr Praxis. Das gefiel, denn die Lust auf Schulbank-Drücken hielt sich in Grenzen. Andererseits war da noch der bremische öffentliche Dienst, der einfach für Arbeitsplatzsicherheit stand und steht. Im Nachhinein die richtige Entscheidung, 2012 schlossen nach dem Insolvenzverfahren sämtliche Schlecker-Filialen.
Zu diesem Zeitpunkt war Michael Baars schon lange fertig mit seiner Ausbildung und hatte seinen Platz bei der Senatorin für Soziales im Bereich "Haushalt und Controlling" gefunden.

Michael Baars lächelt in die Kamera
"Foto: Michael Schnelle, Fotoarchiv SKB-Bremen"

"Vor mir sitzen keine hilfesuchenden Menschen, die bspw. eine Sozialleistung beantragen. Ich bin nicht in einem Sozialzentrum o. ä. als hilfegewährende Stelle tätig, sondern in der Verwaltung in der Senatorischen Behörde im Haushaltsreferat der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport, in der die Haushaltsangelegenheiten des Ressorts mit einem Gesamtvolumen von mehr als 1,5 Mrd. € bearbeitet werden. Ein Teil meiner Tätigkeiten beinhaltet – einfach gesagt – die Begleichung von Rechnungen", beschreibt der sportliche Hobby-Volleyballer seine Tätigkeit, so dass es auch wirklich jede:r versteht.

Da steckt natürlich noch viel mehr dahinter, aber Michael Baars möchte Begeisterung für sein Arbeitsgebiet wecken, "viele haben ja irgendwie Angst vor Haushalt."
Im fast fließenden Übergang hat er bei seiner Arbeit Unterstützung von Auszubildenden des Ausbildungsberufes "Verwaltungsfachangestellte:r" und "Kaufleute für Büromanagement", die eine ihrer Praxisphasen bei ihm absolvieren. Zu Beginn investiere man natürlich erst einmal, aber in der Regel stellen die Nachwuchskräfte bereits nach zwei bis vier Wochen eine Entlastung dar.

Neben dem Tagesgeschäft und den laufenden Aufgaben muss Michael Baars sich jedes Mal ein Bild von dem/der Auszubildenden machen, um die Praxisphase mit einer schriftlichen Beurteilung abzuschließen. Konkret nimmt er eine Einschätzung der Nachwuchskraft in verschiedenen Kompetenzbereichen anhand einer Notenskala vor und fasst alles mit einer Gesamtnote zusammen, die sich aus dem Durchschnitt der einzelnen Benotungen ergibt. Michael Baars nimmt sich dafür viel Zeit und begründet seine Entscheidungen ausführlich, ist aber auch offen für andere Meinungen: "Wir können über alles diskutieren, ich habe meine Argumente und bin offen bei Gegen-Argumenten." Dass man sich nicht auf Anhieb einigt, sei die absolute Ausnahme.

Alles rund um die Tätigkeit als Ausbilder:in im bremischen öffentlichen Dienst kann man erlernen: Die Ausbilder-Eignungsprüfung gem. AEVO (Ausbildereignungs-Verordnung) wird vom Aus- und Fortbildungszentrum (AFZ), Referat 40, angeboten und durchgeführt. Die Kolleg:innen bieten darüber hinaus allgemein bei dem Thema Ausbildung Unterstützung und Beratung an.

Michael Baars im Interview
"Foto: Michael Schnelle, Fotoarchiv SKB-Bremen"

Vielleicht klingt es komisch, aber dennoch werden sich wohl viele in diesem Satz wiedererkennen: Es gab bisher einfach keinen Grund, die Stelle zu wechseln. Wenn die Aufgabe Spaß macht, die Arbeitsbedingungen und das –umfeld gut sind und die Vorgesetzen sich immer schützend vor einen selbst stellen, bleibt man einfach gerne da, wo man ist.

Die größte Herausforderung im Arbeitsalltag seien schon die Auszubildenden, lacht Michael Baars. "Weil man denen ja immer etwas bieten möchte. Ich wollte nie ein Fachidiot werden und durch die Auszubildenden bleibe ich eigentlich immer in Bewegung, weil die so viel hinterfragen." Die Antwort "Das haben wir schon immer so gemacht" mochte der Bremer selbst nie und wird sie daher auch nicht geben.

In der Interaktion mit anderen Personen geht Michael Baars einfach auf; er sieht in der Ausbildertätigkeit die Möglichkeit, seinen Bereich/seine Arbeit vorzustellen und für zukünftige Arbeitskolleg:innen interessant zu machen. Gleichzeitig lerne man immer neue Persönlichkeiten kennen. Mit den meisten habe er bis heute Kontakt, mal im beruflichen Kontext, mal privat oder man gratuliere sich zum Geburtstag. "Irgendwie zeigt das ja auch, dass die Ausbildung bei mir nicht ganz schlecht läuft", grinst der Familienvater.

In 10 Jahren wird das Büro, das dann womöglich auch nicht mehr das eigene sein wird (Stichwort: Desk-Sharing), papierlos sein. Ob Michael Baars in 10 Jahren noch ausbildet? "Wenn das dann noch gewollt ist und ich das dann noch kann, dann auf jeden Fall. Hoffentlich ist man dann auch gewillt, mir noch zuzuhören", lacht der sympathische Rock/Heavy Metal-Fan. Vielleicht säße der/die Auszubildende dann nicht mehr neben ihm, sondern sei digital dazu geschaltet – alles denkbar und möglich. Schade fände Michael Baars das aber schon. "Per Mail weiß ich oft nicht, wie es meinen Arbeitskolleg:innen oder allgemein meinen Mitmenschen geht", sagt er nachdenklich und es wird klar, dass hier jemand klar im richtigen Ressort angekommen ist.

Vielen Dank an Michael Baars!