„Ich habe am Anfang gedacht, ich passe hier nicht rein“, erzählt Melanie Dauelsberg und lacht. Ihre Tattoos und ihre direkte Art schienen ihr zunächst nicht kompatibel mit dem Bild der vermeintlich spießigen Verwaltung. Doch sie wurde eines Besseren belehrt. Heute ist sie überzeugt: Die Bremer Verwaltung ist vielfältiger, als man denkt – und sie selbst ist der beste Beweis dafür.
Die Wahl-Bremerin hat lange als Nicht-Fachkraft im sozialen Bereich gearbeitet. Doch die psychische Belastung und die schlechte Bezahlung nagten an ihr. Das Studium der Sozialen Arbeit wiederum war ihr zu theoretisch, denn „ich bin jemand, der lieber anpackt“. So traf sie den Entschluss: „Ich brauche einen Job, der meinen Idealismus, etwas Sinnvolles zu tun, mit meiner kaufmännischen Ausbildung verbindet.“ Im Gesundheitsamt wurde sie fündig. „Hier will niemand den Bürger:innen etwas Böses“, stellt sie fest. „Im Gegenteil! Es gibt so viele tolle kostenlose Beratungs- und Hilfsangebote.“
In der Geschäftsstelle der kinder- und jugendpsychiatrischen Beratungsstelle (KIPSY) koordiniert Melanie Dauelsberg zusammen mit ihrer Kollegin unter anderem Termine für ein 14-köpfiges Team aus Ärzt:innen, Psycholog:innen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut:innen und Sozialpädagog:innen. Eine ihrer vielfältigen Aufgaben: Telefonisch nimmt sie neue Fälle auf und erhebt wichtige Informationen zur persönlichen Situation der Kinder und Jugendlichen. Meistens rufen Eltern, Lehrkräfte, Sozialarbeiter:innen oder Familienhelfer:innen an. Manchmal sind es und die Jugendlichen selbst, die sich bei der KIPSY melden. Bei den Anliegen handelt es sich um verschiedenste Themen: Schulmeidung, Gewalterfahrungen in der Familie oder im Umfeld, suizidale Gedanken – die Liste ist lang, die emotionale Aufladung enorm. Melanie betont: „Wir kriegen hier am Telefon alles – ungefiltert.“ Die Geschichten, die sie hört, sind oft emotional und herausfordernd. Deshalb ist Abgrenzung für sie essenziell – und eine wichtige Fähigkeit für die Tätigkeit. „Trotzdem ist der Job eine ausgewogene Mischung zwischen Büroarbeit und Kontakt mit Menschen.“
Bevor Melanie Dauelsberg am Telefon über die Herausforderungen und Probleme der Kinder und Jugendlichen spricht, muss sie klären, ob die Person überhaupt aufgenommen werden kann: maximal 17 Jahre alt und in Bremen gemeldet, noch in keiner anderen therapeutischen Begleitung. Erst dann beginnt die eigentliche Anamnese. „Strukturiertes Vorgehen ist hier das A und O“, erklärt sie. Empathie, Begegnungen auf Augenhöhe, Menschen ohne Vorbehalte ernstnehmen und ihnen zuhören – das sind für Melanie Dauelsberg die zentralen Aspekte, die für ihren Job so wichtig sind. Aber alleine ist sie mit all den Geschichten der Kinder und Jugendlichen nicht: „Ich bin sehr zufrieden mit meinem heterogenen Kollegium.“ Und das merkt man. Die Zusammenarbeit funktioniert, die Kommunikation ist offen – und die „Schaltzentrale Geschäftsstelle“ sorgt dafür, dass die Organisation für alle möglichst reibungslos läuft.
„Ich habe noch nie irgendwo so lange gearbeitet wie im bremischen öffentlichen Dienst“, sagt Melanie Dauelsberg – und das ausgerechnet über die Verwaltung, die sie einst für spießig hielt. Heute sieht sie die Vorteile: Sicherheit, Sinnhaftigkeit und ein Arbeitgeber, der ihr Vertrauen schenkt.
Doch sie ist auch kritisch: „Die Prozesse müssen schneller werden. Alle Rädchen im System müssen sich reibungsloser drehen, damit wir zeitgemäß arbeiten und unsere Bürger:innen noch schneller versorgen können. Wir können schon jetzt auf kompetente Sprachmittler:innen zurückgreifen, die ich über Performa Nord für die Gesprächstermine organisiere, damit wir sprachliche Hürden abbauen“, erzählt Dauelsberg, „aber manchmal wäre schon bei der Anmeldung am Telefon die Möglichkeit einer Übersetzung Gold wert“ – für bessere Zugänglichkeit und Teilhabe aller Kinder und Jugendlichen. Denn genau das ist Melanie Dauelsberg wichtig: gleichberechtigte Hilfe und Chancen für alle, von Anfang an.
Fotos: Michael Schnelle, Fotoarchiv SKB-Bremen