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Vom Herd zur Hygiene: Dennis Kemmerling sorgt für sichere Lebensmittel in Bremen

Dennis Kemmerling steht mit einem weißen Kittel und einer kleinen blauen Kühltruhe auf einer Dachterasse.

Wenn Dennis Kemmerling heute mit Kittel, Kühlbox und Haarnetz durch seinen Bremer Stadtteil zieht, hat er ein klares Ziel: die Lebensmittelsicherheit. Als Lebensmittelkontrolleur beim Lebensmittelüberwachungs-, Tierschutz- und Veterinärdienst des Landes Bremen (LMTVet) prüft er Gastronomien, Supermärkte, Kioske und sogar Fitnessstudios – überall dort, wo Lebensmittel verkauft oder verarbeitet werden. Doch der Weg dorthin war alles andere als geradlinig.

Vom Koch zum Kontrolleur

Geboren in der Nähe von Herford, begann Kemmerling seinen beruflichen Werdegang mit einer Ausbildung zum Koch. Es folgten Stationen als Küchenchef in Stuttgart, München und Berlin – darunter auch in der gehobenen Gastronomie. Doch mit der Geburt seiner Kinder wurde klar: Späte Schichten und Wochenendarbeit passen nicht mehr zum Familienleben. Der Wechsel in die Gemeinschaftsverpflegung als Küchenchef brachte zwar mehr Struktur, aber wenig Freude. „Das war mehr Logistik als Kochen, denn täglich haben wir mehr als 4.000 Essen zubereitet“, sagt er rückblickend.
Ein Zufall brachte die Wende: Während seiner Tätigkeit bei einem Großversorger für Schulen und Kantinen wurde er selbst kontrolliert. Im Gespräch mit den Lebensmittelkontrolleur:innen erfuhr er von einer freien Fortbildungsstelle. Der Entschluss war schnell gefasst: Mit 37 Jahren noch mal die Schulbank drücken – für mehr Vereinbarkeit und weniger körperliche Belastung in der zweiten Hälfte des Berufslebens. Nach der Zusage des LMTVet war klar: „Ich werde jetzt Lebensmittelkontrolleur!“

Wie wird man Lebensmittelkontrolleur?

Der Weg in die Lebensmittelkontrolle ist anspruchsvoll. Voraussetzung ist ein Meistertitel, zum Beispiel als Metzger:in, Bäcker:in oder Koch/Köchin, eine Ausbildung als Lebensmitteltechniker:in oder ein Studium der Lebensmitteltechnologie. Diese Vielfalt ist ein echter Vorteil, denn sie bringt große Fachexpertise ins Team.
Die anschließende zweijährige Fortbildung umfasst ein halbes Jahr Theorie und zahlreiche Praxisstationen – vom Gesundheitsamt bis zur Polizei. „So lernen wir die Verwaltung kennen und bringen unser Fachwissen gleichzeitig in andere Bereiche ein – denn das Lebensmittelrecht betrifft viele Stellen“, erklärt Kemmerling.

Dennis Kemmerling sitzt in einem Büro an einem Tisch und lächelt, er trägt ein T-Shirt.

Während der Fortbildung erhalten die Teilnehmenden ein Aus- und Fortbildungsgehalt – für Kemmerling damals etwa 1.000 Euro netto. „Das war natürlich eine finanzielle Herausforderung für die Familie, aber es hat sich gelohnt. Ich bin total glücklich mit der Entscheidung.“ Kemmerling stellt fest, dass alle angehenden Lebensmittelkontrolleur:innen vor allem Sorgfalt, Durchhaltevermögen und ein sicheres Gespür für rechtliche Fragen brauchen. „Man muss objektiv bleiben und unvoreingenommen in jeden Betrieb gehen – auch wenn’s vielleicht mal laut wird“, sagt Kemmerling.

Ein Beruf mit Verantwortung

Ein typischer Arbeitstag beginnt im Büro: Beschwerde-E-Mails prüfen, Kontrollen planen, Berichte schreiben. Danach geht’s raus – zu Plankontrollen oder Nachkontrollen bei auffälligen Betrieben. Zwei bis vier Betriebe besucht Kemmerling täglich. Wenn Dennis Kemmerling einen Betrieb betritt, geht es nicht nur um einen schnellen Blick in die Küche. Hygiene, Räumlichkeiten und Abläufe werden genau unter die Lupe genommen. „Ich bespreche die gefundenen Mängel direkt mit den Gewerbetreibenden“, erzählt er uns. Die Betroffenen haben so die Chance, die Fehler direkt auszubessern. Trotzdem werden alle Maßnahmen und notwendigen Aufgaben dokumentiert – von Schädlingsbekämpfung über Temperaturkontrollen bis hin zu Belehrungen nach dem Infektionsschutzgesetz. Bei gravierenden Mängeln kann er einen Betrieb auch mit sofortiger Wirkung schließen. „Man ist nicht immer ein gern gesehener Gast“, sagt Kemmerling mit einem Schmunzeln. Doch genau das macht den Job für ihn sinnstiftend. „Wir schützen die Verbraucher:innen – und decken auch Täuschungen und Irreführungen auf, etwa wenn statt echtem Feta nur Hirtenkäse serviert wird.“ Das Team der Lebensmittelkontrolleur:innen sorgt hinter den Kulissen für die Lebensmittelsicherheit der Bremer:innen. Er betont: „Wir gehen wirklich jeder einzelnen Verbraucherbeschwerde nach.“

Was den öffentlichen Dienst besonders macht

Dennis Kemmerling steht mit weißem Kittel und blauer Kühlbox vor dem Eingangsschild des LMTVet

Kemmerling schätzt die Flexibilität und die klare Struktur im bremischen öffentlichen Dienst. Gleitzeit, ein sicherer Arbeitsplatz und ein unterstützendes Kollegium machen den Alltag angenehm. „Wir arbeiten sehr eigenverantwortlich – das ist ein großer Pluspunkt.“ Und auch die Vielfalt begeistert ihn: „Die Hälfte des Tages bin ich im Büro, die andere unterwegs. Kein Tag ist wie der andere.“ Wer also denkt, Lebensmittelkontrolle sei trocken und bürokratisch, sollte mal mit Dennis Kemmerling auf Tour gehen. Denn hier trifft Fachwissen auf Menschenkenntnis – und ein Beruf auf echte Leidenschaft.

Fotos: Danielle Kleisch, Fotoarchiv SKB-Bremen