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Mit Herz und Verstand: Familien stärken und Zukunft gestalten im Amt für soziale Dienste Bremen-Nord

Die blonde, kurzhaarige, lebensältere Verena Stolczewski steht neben ihrer jungen Kollegin Madlen Loske vor dem Eingang des Amts für Soziale Dienste in Bremen Nord, auf der Scheibe hinter ihnen steht Sozialzentrum geschrieben.

Auf einen Kaffee mit Verena Stolczewski und Madlen Loske: Im Amt für soziale Dienste in Vegesack (Bremen-Nord) besuchen wir zwei engagierte Mitarbeiterinnen des Jugendamts und treffen hier auf langjährige Erfahrung und frischen Elan zugleich: Verena Stolczewski und Madlen Loske arbeiten als
Casemanagerinnen im Fachdienst Junge Menschen.

Wieso Empathie und Strukturiertheit beim Casemanagement im Jugendamt so wichtig sind

Voller Elan im Einsatz für Familien in Bremen-Vegesack

Verena Stolczewski schließt bald ein beeindruckendes Kapitel: Vorzeitiger Ruhestand nach 34 Jahren im Dienst des Jugendamts. An den beruflichen Einstieg in die Soziale Arbeit denkt sie dabei noch immer gern zurück: „Ich erinnere mich noch gut an die schweren Anfänge – damals war es echt ein Kampf, als Sozialarbeiterin überhaupt eine Stelle zu bekommen.“ So startete sie zunächst im Strafvollzug, um nur zweieinhalb Jahre später – 1991 – ins Casemanagement im Jugendamt Vegesack zu wechseln. Dieser Arbeitsstelle ist sie bis jetzt voller Überzeugung und mit Herzblut treu geblieben. Zum Glück, denn als Teenagerin wollte sie aufgrund ihrer Liebe zu Krimis eigentlich gern zur Polizei.
Während Verena Stolczewski eine der dienstältesten Mitarbeiterinnen im Vegesacker Team des Jugendamts ist, hat Madlen Loske noch viele berufliche Jahre vor sich – aber dennoch schon zahlreiche Erfahrungen im Casemanagement gesammelt. Denn seit 2017 ist die junge Bremerhavenerin Teil des AfSD-Teams in Bremen-Vegesack. Nach einem Bundesfreiwilligendienst und dem Studium der Sozialen Arbeit an der Hochschule Bremen hat sie ihren Platz im Casemanagement gefunden – erst als Anerkennungspraktikantin im Bremerhavener Jugendamt, heute in Bremen-Vegesack. „Spätestens seit ich Pädagogik als Prüfungsfach in der Schule belegt habe, war mir klar: Soziale Arbeit ist mehr als nur ein Beruf, es ist meine Berufung.“ Wirklich etwas bewegen zu können, das ist für beide Casemanagerinnen ein täglicher Antrieb.

Verena Stolczewski, blond mit kurzen Haaren im Gespräch

Etwas bewegen, das tun die beiden Tag für Tag. Im Casemanagement geht es darum, Familien in prekären Situationen zu begleiten, zu beraten und zu unterstützen. „Wir arbeiten zusammen mit ihnen an ihrer aktuellen Lebenssituationen. Welche Bedarfe hat die Familie? Wo können wir Hilfe anbieten?“, erklärt Madlen Loske ihren Arbeitsalltag. Man arbeite sehr vertrauensvoll und eng mit vielen Institutionen zusammen: Schulen, Kindergärten, Psychiatrien, der Jugendberufsagentur. Verena Stolczewski erklärt: „Bei uns laufen ganz viele Fäden zusammen, wenn Meldungen von verschiedenen Seiten bei uns ankommen. Die vielen Kooperationspartner:innen sorgen dafür, dass der Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich ist.“ Aber es geht nicht nur um Meldungen von öffentlichen Stellen oder besorgten Nachbar:innen. „Zu uns kommen auch viele Familien von sich aus, weil sie feststellen: Wir haben ein Erziehungsproblem mit unserem Sohn. Oder: Unsere Tochter hat einen übermäßigen Medienkonsum und wir kommen da nicht an sie ran“, beschreibt die erfahrene Jugendamtsmitarbeiterin. Herausforderungen mit der Schulpflicht, Aggressionsprobleme oder Drogenmissbrauch sind weitere Fälle, die auf den Tischen der Casemanagerinnen landen.

Madlen Loske, mit dunkelblonden Haaren mit Pferdeschwanz und Pony, im Gespräch mit ihrer Kollegin Verena Stolczewski

Zwischen Verwaltungsarbeit und dem Einsatz vor Ort

Der Alltag im Fachdienst Junge Menschen ist so vielfältig wie herausfordernd: „Man weiß morgens selten, womit der Tag wohl enden wird. Mal kommt ein kurzfristiger Anruf, der uns über eine akute Kindeswohlgefährdung informiert oder ein harter Fall von Schulverweigerung. Diese ständige Abwechslung ist herausfordernd und erfordert absolute Flexibilität, aber das macht es auch unglaublich bereichernd“, meint Verena Stolczewski. Trotz überwiegender Büroarbeit – etwa 70 bis 80 Prozent sind administrative Tätigkeiten – bleibt der direkte Kontakt zu den Familien ein zentraler Bestandteil des Jobs. Außentermine, etwa in Schulen und Kitas oder bei Gericht, verbinden die strukturierte und bürokratische Arbeit mit dem persönlichen Austausch. Madlen Loske fasst es so zusammen: „Wenn ich sehe, dass eine Familie nach intensiver Unterstützung irgendwann ohne externe Hilfe ihren Weg findet, dann macht mich das stolz und bestärkt mich in der Überzeugung, dass unsere Hilfe einen positiven Beitrag geleistet hat.“ Ein gutes Gefühl habe Verena Stolczewski zum Beispiel immer dann, wenn Familien die Angst vorm Jugendamt verlieren, denn „wir haben überhaupt kein Interesse daran, Familien auseinanderzureißen. Wir tun alles dafür, dass die Kinder zu Hause ein sicheres Wohlfühlumfeld bekommen“.

Erfolgserlebnisse, die bewegen und täglich motivieren

Erfolgsgeschichten aus den Familien zaubern den Casemanagerinnen immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Denn genau diese Momente zeigen ihnen, dass sie als Mitarbeiterinnen im Jugendamt das Leben junger Menschen und Familien nachhaltig verändern können. Verena Stolczewski berichtet von einem konkreten Beispiel: „Ich betreute kürzlich eine Jugendliche, die nach vielen anfänglichen Schwierigkeiten und einem Aufenthalt in einer Wohngruppe letztlich ihr Abitur absolviert und ein Studium begonnen hat.“ Die Zufriedenheit in ihrer Stimme schwingt mit. „Genau diese Erlebnisse machen die Soziale Arbeit so besonders.“ Madlen Loske kann nur beipflichten: „Es freut uns jedes Mal, wenn wir Erfolgserlebnisse haben und erleben, wie sich Familien durch die eingesetzten Hilfen entwickeln.“

Die Sozialarbeiterinnen Verena Stolczewski und Madlen Loske stehen im Flur vor ihren Büroräumen im Amt für Soziale Dienste Bremen-Vegesack

Traumjob Soziale Arbeit?

Die Sozialarbeiterinnen machen deutlich: Eine strukturierte Arbeitsweise, Flexibilität, Empathie, Selbstbewusstsein sowie Teamfähigkeit sind unerlässlich, um im herausfordernden Umfeld des Casemanagementszu bestehen: „Man muss den Mut haben, sich täglich neuen Herausforderungen zu stellen und dabei immer einen kühlen Kopf zu bewahren,“ weiß Madlen Loske. Dass die Digitalisierung in Zukunft auch im Jugendamt fortschreitet, ist klar. „Ich könnte mir vorstellen, dass uns Künstliche Intelligenz zukünftig bei der Arbeit unterstützen, aber niemals die persönlichen Kontakte ersetzen kann“, so Verena Stolczewski, für die auch nach 34 Jahren und unzähligen bearbeiteten Fällen immer noch der Mensch im Fokus steht. Bei administrativen Aufgaben könnten intelligente Systeme beispielweise Aufwände reduzieren.
In der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind die beiden sich aber einig, warum das Arbeiten im bremischen öffentlichen Dienst genau das Richtige für sie ist: „Die Sicherheit des Arbeitsplatzes ist ein wichtiger Faktor – gerade im Vergleich zu freien Trägern, die teilweise um ihr Bestehen kämpfen müssen“, weiß Verena Stolczewski. „Dazu die geregelten Büroarbeitszeiten mit flexibler Gleitzeit – das schafft eine wunderbare Work-Life-Balance, anders als in Wohngruppen, wo Wochenenddienste und Schichtarbeit die Regel sind“, wertschätzt Madlen Loske das Arbeitsumfeld im Jugendamt.

Das Treffen mit Verena Stolczewski und Madlen Loske macht deutlich: Es geht nicht nur um Fallzahlen und administrative Aufgaben, sondern vor allem um das Herzblut, das in jeder Begegnung mit den Familien steckt und den öffentlichen Dienst zu einer Herzensangelegenheit macht. Das Casemanagement ist ein vielfältiges Tätigkeitsfeld für alle, die einen sozialen Beruf mit Tiefgang suchen und in etwas in unserer Gesellschaft bewirken wollen.

Fotos: Michael Schnelle, SKB Bremen