"Menschlichkeit und Empathie" – diese beiden Eigenschaften helfen Ibrahim Sancar bei seiner täglichen Arbeit. Er ist "ein Kind erster Stunde", also seit der Gründung des Ordnungsdienstes im Juni 2018 dabei. Der Ordnungsdienst ist bei der kommunalen Ortspolizeibehörde (Ordnungsamt) angesiedelt. Diese besteht seit April 2017 und ist zuständig für die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten sowie für gefahrenabwehrrechtliche Maßnahmen. Vorher lag die Zuständigkeit alleine bei der Bremer Landespolizei, nun wird sie durch den Außendienst des Ordnungsamtes unterstützt. Über die vier Jahre sei sehr viel passiert, die Wahrnehmung bei den Bürger:innen steige stetig: Der Ordnungsdienst sei gefragt und sehr willkommen. "Wir sind zwar uniformiert, aber auch nur Menschen, die möchten, dass die Gemeinschaft in Bremen funktioniert." Herr Sancar ist einer von vier Einsatzdisponent:innen im ca. 45-köpfigen Team des Bremer Ordnungsdienstes.

An diesem Logo auf der Uniform kann man den Ordnungsdienst erkennen. Fotos: Rebecca Miller, Fotoarchiv SKB Bremen

"Seit ich nicht mehr im Außendienst, sondern als leitender Einsatzdisponent arbeite, bin ich überwiegend im Büro." Auf die Frage, welches Bild entstanden wäre, hätte ihn vor der Arbeit ein Paparazzo abgelichtet, antwortet er, darauf wäre er mit seiner Tochter auf dem Weg zum Kindergarten zu sehen.
"Wenn ich dann ins Büro komme erwarten mich meistens sehr viele E-Mails. Ich fühle mich dabei wie eine Spinne im Netz, welche die Fäden in der Hand hält: Jeder möchte etwas, am besten schnell. Es gibt interne Schnittstellen (zur Einsatzleitung, Referatsleitung, den Außendienstkräften), Schnittstellen innerhalb des öffentlichen Dienstes (zum Beispiel zur Polizei, zur Stadtreinigung) und externe Schnittstellen (bspw. zu Bürger:innen). Das ist manchmal sehr anstrengend, macht aber auch Spaß." Von zehn Anfragen versuche er täglich neun zu beantworten und gehe dabei so vor, wie er als Bremer Bürger es selbst erleben wollen würde. Die größte Herausforderung sei es, es allen gleich gerecht zu machen. Anfragen reichen von der Bitte, Nachbar:innen an ihre Anliegerpflichten wie die Reinigung der an ihr Grundstück angrenzenden Gehwege zu erinnern bis hin zur Klärung von illegalen Müllablagerungen in Zusammenarbeit mit der Bremer Stadtreinigung.
Außerdem unterstützt Herr Sancar bei der Dienstplangestaltung und steht den Kolleg:innen im Außendienst zum Beispiel zur telefonischen Beratung während des Dienstes oder im Berichtswesen zur Verfügung. Er übernimmt dann auch die Verantwortung für den Funkverkehr. Der Bremer Ordnungsdienst achtet auf die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen im öffentlichen Raum. Die Kolleg:innen führen Kontrollen in Fußgängerzonen oder Grünanlagen auf Spielplätzen durch, sind auf öffentlichen Veranstaltungen (bspw. Freimarkt) oder in Gaststätten und Spielhallen präsent. Sie achten darauf, dass jugendschutzrechtliche Vorschriften eingehalten werden wie bspw. bei der Alkoholabgabe oder beim Rauchen von Jugendlichen in der Öffentlichkeit. Auch wenn es um "Wild"-Pinkler oder nicht angeleinte Hunde in Grünanlagen geht, sorgen die Kolleg:innen für Ordnung.

"Wir sind wie eine große Familie, fast 40 Stunden die Woche sind wir vor Ort, zu verschiedenen Zeiten und Schichten. Es ist wichtig, dass man menschlich zusammenfindet, das Vertrauen untereinander ist sehr groß. Im Ordnungsdienst sind auch mal schwierige Maßnahmen durchzuführen: Man muss sich im Klaren darüber sein, dass es bei uns nicht nur Gartenzaun- oder Bürger:innengespräche gibt. Es kann auch sein, dass man in körperliche Auseinandersetzungen eingreifen muss. Da muss man bereit sein, einen kühlen Kopf zu bewahren und wir stoßen an einen Punkt, an dem der eine den anderen braucht, da muss man füreinander da sein – das macht es hier in der Dienststelle aus."
Ursprünglich wollte Herr Sancar Feuerwehrmann werden. Zunächst fand er seinen Berufseinstieg im kaufmännischen Bereich der Privatwirtschaft und übernahm eine leitende Funktion. Dann entschied er sich, doch in den öffentlichen Dienst zu wechseln, um dem Land "etwas zurückzugeben" und für die Gemeinschaft zu arbeiten. Mit einer dreimonatigen Ausbildung stieg er in den Ordnungsdienst ein. Bremen erschien ihm im Vergleich zu dem kleinen Dorf seiner Kindheit im Schwarzwald riesig, im Laufe der Jahre habe er die Stadt aber doch lieben gelernt. Außerdem gebe es im Bremer Ordnungsdienst viele Möglichkeiten, sich fortzubilden, die er auch nutzt. Beispielsweise, um bei rechtlichen Kenntnissen, die er zum Beispiel zur Einschätzung von Anfragen benötigt, auf dem aktuellen Stand zu bleiben.

"Ich bin ein großer Fan der Digitalisierung und wünsche mir, dass wir es auch der Umwelt zuliebe schaffen, irgendwann in der Zukunft komplett auf das papierbasierte Arbeiten zu verzichten.
Wir als Ordnungsdienst wachsen noch, aktuell sind wir ca. 45 Außendienstkräfte. Mit den Ressourcen und Kapazitäten im Blick habe ich schon den Wunsch, dass unsere Familie noch größer wird."

Vielen Dank, Ibrahim Sancar!