Bei sommerlichen Temperaturen unter rauschenden Blättern, treffen wir im Herbst 2021 Gülcan Yoksulabakan-Üstüay und Dr. Jochen Schiffmann an einem Freitagvormittag auf dem Außengelände des AFZ am Doventorscontrescarpe.
Hier sind beide im Heimvorteil und erläutern, dass sie gerade die örtliche Nähe ihrer Büros als sehr hilfreich für Ihre Zusammenarbeit erleben. Und wir erleben mal wieder den Vorteil Bremens kurzer Wege!

Gegenüber Gülcan Yoksulabakan-Üstüay, die bereits seit 2014 bei der Freien Hansestadt Bremen tätig ist, ist Dr. Jochen Schiffmann erst seit Mitte 2021 an Bord, fühlt sich aber in die Verwaltung bereits historisch hineingewachsen, durch seine bisherige wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der Hochschule Bremen und der Polizei Bremen.
Als Team sind Frau Yoksulabakan-Üstüay und Herr Dr. Schiffmann ebenfalls bereits zusammengewachsen. Frau Yoksulabakan-Üstüay: "Wir ergänzen uns sehr gut! Jochen ist ein hervorragender Netzwerker und ich bin sehr gut darin einzelne hartnäckige Skeptiker:innen zu erreichen und mitzunehmen."

Wir erleben die beiden als zwei kommunikative Menschen, die sich Herausforderungen wünschen, um neue Ideen zu entwickeln, die mit offenen Augen und Ohren ihr Umfeld wahrnehmen und die eigene Perspektive kontinuierlich hinterfragen.
Frau Yoksulabakan-Üstüay findet diese Seite auch privat an sich immer wieder: "Ich nutze gerne Geschichten, um Perspektivwechsel zu ermöglichen! Zur Partyplanung würden meine Freund:innen eher nicht auf mich zu kommen, aber bei einzelnen privaten Problemen schon." Die Partyplanung würde dafür er übernehmen, ergänzt Herr Dr. Schiffmann zwinkernd. Ansonsten sehe er seine privaten Stärken in seinen "vier Ws": Windeln, Werder, Werkstatt und Wandern. Wobei er hinzufügt, dass es bezüglich Werder in Bremen natürlich viele Expert:innen gibt.

Aktuell liege ihre Arbeit aufgeteilt in einerseits Einzelmaßnahmen, für die Konzepte entwickelt werden, die operative Implementierung des Diversity Konzepts und andererseits natürlich den Fortbildungen, wie zum Beispiel das interkulturelle Mentoring-Programm, das mitgestaltet wird. Zusätzlich werden auch individuelle Fortbildungen zum Thema Diversity ermöglicht, die bei Bedarf auf die Gegebenheiten einzelner Referate zugeschnitten werden.

"Ich wurde bereits hier geboren, trotzdem habe ich einen liebevoll kritischen Blick", erläutert Frau Yoksulabakan-Üstüay. "Nach meiner Ausbildung durch eine New Yorker Menschenrechtsorganisation, meinen Tätigkeiten in Baden-Württemberg und Istanbul, erlebe ich Bremen manchmal als sehr klein und fast zu vernetzt. Menschen von außen haben es oft schwerer, sich in dieses gefestigte Netzwerk einzubringen. Dabei benötigt der öffentliche Dienst eigentlich mehr Personen von außen, die Bremen vielleicht auch mal etwas kritischer wahrnehmen, um auch deren Perspektive miteinzubinden und sie partizipieren zu lassen. Dennoch bin ich stolz auf Bremen: Gerade bezüglich des strukturellen Wandels erlebe ich oft Einzelne als Vorbild, oder auch das Führungskräfteprogramm als Promoter für Veränderungen!".
Herr Dr. Schiffmann ergänzt, er habe das Gefühl, Bremen habe sich eher ihn ausgesucht: "Aufgrund meines Studienwunsches, zog es mich nach Bremen. Und Bremen machte es mir sehr einfach anzukommen, damals holte Werder noch das Double und die Stadt war so übersichtlich und sympathisch. Jemand habe es in einer Talkshow mal so formuliert: "Es wirke, als seien die Bremer:innen gerade erst aufgestanden", so bodenständig und gelassen seien sie.

Beide sind sich jedoch darin einig, dass die FHB im Bereich Diversity noch viel zu tun habe. Frau Yoksulabakan-Üstüay betont, dass heutzutage immerhin schon viel mehr und offen darüber geredet wird: "Vor fünf Jahren hat sich kaum jemand getraut das Wort Diskriminierung überhaupt in den Mund zu nehmen." Wie heute darüber diskutiert wird, zeige ein gesteigertes Bewusstsein – also gegenüber vor fünf Jahren bereits ein großer Schritt, der erreicht wurde. Dennoch empfinde sie die Sprache als sehr akademisch geprägt, wenn es um das Thema Diversity geht: "Diese Prägung der Sprache beschränkt auch den Zugang zu dem Thema und die Teilnahme daran!".
Herr Dr. Schiffmann beschreibt es als kontinuierliche Aufgabe, die vor Ihnen liegt: "Viele kommen mit einem Problem zu uns und erwarten eine schnelle, erfolgreiche Lösung. Diversity ist aber kein Sprint, sondern ein Marathon. Denn das Bewusstsein muss mitgenommen werden und das zu verändern bedeutet kontinuierliche und langfristige Arbeit". Und er ergänzt, Diversity sei eben in sich schon sehr vielfältig, was auch den Reiz am Thema ausmache.

Perspektivisch wünschen sich beide für das Thema Diversity vermehrt Innovationen, um damit neue Räume und Möglichkeiten zu schaffen: "Durch neue Formate könnten zusätzlich neue und andere Personen für das Thema Diversity erreicht werden. Perspektivwechsel könnten durch Digitalisierung und die Nutzung anderer Medien entstehen, zum Beispiel mittels Virtual Reality", formuliert es Herr Dr. Schiffmann. Frau Yoksulabakan-Üstüay hofft, dass zukünftig nicht mehr nur Probleme als Ausgangslage dienen, sondern vermehrt Potenziale und Chancen von Diversity erkannt und genutzt werden.

Einen Beitrag zu Diversity kann jede:r Einzelne leisten. "Nicht zu glauben, was man denkt, und eigene Wahrnehmungsfallen beachten, trainieren sich zu hinterfragen und sich seinen eigenen Privilegien bewusst sein", rät Frau Yoksulabakan-Üstüay und lässt uns dazu an einer ihrer Geschichten teilhaben: Sie sei mit einer Freundin auf dem Rad unterwegs gewesen und habe sich sehr sportlich gefühlt, dass sie so viel schneller war, als ihre Freundin. "Dieses Gefühl hielt jedoch nur, bis wir die Fahrräder getauscht haben. Danach war sie viel schneller als ich! Es war also (leider) nicht meine Sportlichkeit, wie ich zuerst annahm, sondern nur mein besseres Fahrrad, das mir den Vorsprung ermöglichte."
Sich selber kritisch zu hinterfragen, aktive Perspektivwechsel zu wagen und zu überdenken, sieht auch Herr Dr. Schiffmann als beste Möglichkeit, seinen persönlichen Beitrag zu leisten. Und beide betonen, dass auch sie, nach jahrelanger Diversity-Arbeit, kontinuierlich daran arbeiten.

Abschließend war es uns natürlich noch ein Anliegen zu erfahren, was für beide den wichtigsten Gegenstand darstellt, ohne den sie ihre Arbeit nicht umsetzen könnten. Frau Yoksulabakan-Üstüay: "Natürlich mein Moderationsstift! Schon zu meiner selbstständigen Trainerinnen-Tätigkeit und auch jetzt im virtuellen Moderationskontext bei Fortbildungen könnte ich ohne Moderationsstift nicht arbeiten." Herr Dr. Schiffmann wählt seinen Methodenkoffer: "Gerade in der aktuellen Situation, ein Konzept zu implementieren, benötige ich einen gut gefüllten Methodenkoffer. Und meine Kaffeetasse. Aber das liegt wohl gerade an meiner privaten Situation, dass einem zwei kleine Kinder manchmal weniger Schlaf lassen."

Mit Kaffeetassen und Löffel-Geklimper verlassen wir nun das schattigen Plätzchen auf dem AFZ-Gelände und wünschen allen Kolleg:innen einen schönen weiteren Arbeitstag, sowie herzlichen Dank an Frau Yoksulabakan-Üstüay und Herrn Dr. Schiffmann für ihre Zeit und Offenheit!

Das Team der Leitstelle Arbeitgeberattraktivität

Foto: Michael Schnelle, Fotoarchiv SKB-Bremen