Die Suche nach Berufsbetreuer:innen, der respektvolle Umgang und die Begegnung auf Augenhöhe vereinen unter anderem unser heutiges Trio aus der Betreuungsbehörde. Lesen Sie unbedingt MEHR.

"Wir wollen hier Betroffenen eine Stimme geben!", fasst Birgit Brüning ihre Aufgabe kurz und knapp zusammen. Sie ist seit 2010 die Referatsleitung im Amt für Soziale Dienste (Sozialzentren), SoZ 3 Fachdienst Betreuungsbehörde. "Betroffene" sind in diesem Fall Volljährige, die für die Wahrnehmung behördlicher Aufgaben eine:n Betreuer:in benötigen. "Hier laufen die Bereiche Recht, Soziale Arbeit und Verwaltung zusammen", ergänzt Dennis Plitzko. Das rund 30-köpfige Team übermittelt dem Betreuungsgericht Betreuervorschläge, schreibt Stellungnahmen, klärt vorrangig den Betreuungsbedarf von Personen und berät zu Vorsorgevollmachten und (ehrenamtlichen) Betreuer:innen. 2023 ist das Betreuerorganisationsgesetz (kurz BtOG) in Kraft getreten, woraus die neue Aufgabe "Stammbehörde" resultierte. Dieses Team registriert sämtliche Berufsbetreuer:innen und berät diese in schwierigen Fallkonstellationen.
Nina Ahlers-Brandt komplettiert das Trio und fügt hinzu: "Der Bedarf an Berufsbetreuer:innen ist sehr hoch und der Bestand minimiert sich unentwegt."

"Der Fokus liegt auf der Unterstützung, egal wer einem Gegenüber sitzt", so Nina Ahlers-Brandt, die letztes Jahr vom Jugendamt zur Betreuungsbehörde wechselte. Hier arbeitet sie gemeinsam mit Dennis Plitzko, der hinzufügt: "Und das alles mit Leidenschaft, hier sind wirklich alle sehr, sehr engagiert." Alle nicken zustimmend und lassen die letzten Jahre mit vielen Herausforderungen während der Corona-Pandemie Revue passieren.

Hinzu kam 2023 die zusätzliche Aufgabe der Berufszulassung von Berufsbetreuer:innen. Die Beratung und Unterstützung sowie die Prüfung bestimmter Nachweise und der Sachkunde erfolgt hier in der Betreuungsbehörde. Hintergrund: Jede:r, der oder die volljährig ist und bei Krankheit/Behinderung keine andere Hilfe durch Angehörige, Pflegedienste, Ehrenamtliche o.Ä. erhält, hat Anspruch auf eine:n Berufsbetreuer:in. Hierbei handelt es sich um eine eigenständige Tätigkeit, um Ansprüche und Wünsche der/des Betroffenen gegenüber offiziellen Stellen geltend zu machen.
In ländlichen Gegenden gibt es häufig Angehörige, die diese sinnstiftende Tätigkeit übernehmen, in Bremen sieht das leider anders aus.

Das Logo Ehrensache: rechtliche Betreuung bestehend aus zwei Personen/zwei Herzhälften
"Das Logo "Ehrensache: rechtliche Betreuung" bestehend aus zwei Personen/zwei Herzhälften"

Alle drei Gastgeber:innen fühlen sich in ihrem Team sehr wohl und schätzen die Vielseitigkeit des Berufes sowie die Flexibilität der Arbeitgeberin FHB. "Wenn ich so durch die Flure gehe, bin ich schon berührt und auch stolz auf mein Team und auch auf die Themen, die wir hier bearbeiten", sagt Birgit Brüning, die ursprünglich aus dem Emsland kommt. Dennis Plitzko und Birgit Brüning haben Soziale Arbeit in Bremen studiert, Nina Ahlers Brandt in Braunschweig. Einige im Team haben aber auch einen verwaltungswissenschaftlichen Hintergrund. "Die Mischung sehen wir bisher als Bereicherung", lacht die zuletzt genannte Niedersächsin.

Nicht nur das Kollegium ist vielseitig, auch das Aufgabenspektrum sei sehr abwechslungsreich. Neben den täglichen Aufgaben zähle auch die Netzwerkarbeit und das positive Feedback zu den Sonnenseiten des Jobs: "Wenn eine Vermittlung einer Betreuung an eine:n ehrenamtliche:n Betreuer:in stattgefunden hat, bekommt man direkt gespiegelt, dass man etwas sehr Sinnvolles vollbracht hat", so Birgit Brüning. Das gebe einem viel zurück.

Ihre zwei Kolleg.innen ergänzen, dass Bremen außerdem sehr offen hinsichtlich struktureller Veränderungen sei und man besonders im sozialen Bereich relativ schnell Kontakte aufbaue.

"Eigentlich sollten wir auch "Betreuungsvermeidungsbehörde" heißen, sprich Betroffene, die sich in der Lage befinden, sollten befähigt werden eigenständig Anträge zu stellen und die Bescheide lesen und verstehen zu können", sagt die Referatsleitung. Ein interessanter Ansatz, der sicherlich auf viele Bereiche der Verwaltung zutrifft: Die Abläufe müssen transparenter werden und die Sprache der Verwaltung verständlicher.
Hinsichtlich der Personalsituation im Team herrschen wiederum wenig Bedenken.
"Wir haben hier immer viel ausgebildet und spüren daher kaum den Fachkräftemangel. Darüber hinaus sind wir anscheinend ein sehr attraktiver Fachdienst, da viele Mitarbeitende durch unsere Kolleg:innen angeworben werden und wurden", resümiert die E-Bikerin Birgit Brüning. "Aber für unseren Bereich wird es in den kommenden Jahren immer schwieriger, Betreuer:innen zu finden. Durch den demographischen Wandel gibt es immer weniger junge Leute, die diese wertvolle Aufgabe übernehmen können, aber immer mehr hilfsbedürftige Menschen. Die Situation wird sich verschärfen" ergänzt Dennis Plitzko.

Sollten Sie, liebe Leser:innen, Interesse an dieser (Neben-)Tätigkeit als Berufsbetreuer:in oder an der Übernahme einer ehrenamtlichen Betreuung haben, wenden Sie sich gerne an Birgit Brüning (0421 361 19532 oder Birgit.Bruening@afsd.bremen.de) oder Angela Horstmann (0421 361 6288 oder Angela.Horstmann@afsd.bremen.de).

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Nina Ahlers-Brandt, Dennis Plitzko und Birgit Brüning!