Kurz nach seinem Umzug nach Bremen wurde Timo Rauch direkt das Fahrrad geklaut, das wertete er glücklicherweise nicht als schlechtes Omen für seinen Traumjob als Referent für strategische Radverkehrsplanung.

"Bei mir liegen das Fahrradnetz und die zugehörigen Leitlinien. Ich schaffe einen Rahmen und damit die Zuarbeit für die konkreten Verkehrsprojekte im Radverkehr zum Beispiel für die Fahrrad-Premiumrouten in Bremen." Diese sollen den Radverkehr fördern unter anderem, indem sie ein hohes Maß an Verkehrssicherheit bieten, den Radverkehr im Netz gezielt bündeln und städtische Zentren untereinander und mit angrenzenden Regionen verbinden (Mehr Informationen: Fahrrad-Premiumrouten). Timo Rauch entwickelt beispielsweise das Corporate Design der Route. Außerdem stehen Grundsatzfragen im Raum, für deren Beantwortung Timo Rauch sorgt, zum Beispiel: Dürfen Fahrradpremiumrouten auch durch Grünflächen führen? Ein Vorteil wäre eine ruhigere, verkehrssichere, landschaftlich schöne Strecke. Problematisch ist wiederum, dass die Grünanlagen nach dem Bremischen Naturschutzgesetz grundsätzlich für den Gemeingebrauch vorgesehen sind, das heißt, dass der Fuß- und der Radverkehr diese nutzen dürfen. Wenn Radfahrer:innen auf der Route durch die Grünanlage rasen, würde das dem Gemeinwohl widersprechen, der Radverkehr muss sich vielmehr den Fußgänger:innen unterordnen.
Konkrete Planungen liegen dann eher bei den Kolleginnen aus dem Team Nahmobilität, die jeweils lokal zuständig sind.

"Als Vertreter für das Bundesland Bremen im Bund-Länder-Arbeitskreis für den Radverkehr plane ich außerdem unseren Messestand für den nationalen Radverkehrskongress in Frankfurt in 2023."

Ein weiteres Thema ist das Lastenradförderprogramm: Bremen hat in 2022 den Kauf eines neuen Lastenrades finanziell für private Personen, Vereine und kleine lokale Unternehmen gefördert (Mehr Informationen: Lastenradförderung).

Von seinem Vorgänger habe Timo Rauch das Thema "Bike and Ride Anlagen" übernommen, also die Ausgestaltung von abschließbaren Anlagen für Fahrräder an Bahnhaltepunkten.

"Viele der Themen sind Querschnittsthemen, in denen ich nicht alleine agiere, sondern in denen es viele gibt, die etwas machen", erklärt er. "Von allen Seiten gibt es Anfragen, die größten Herausforderungen sind die begrenzte Zeit und die Priorisierung von Aufgaben. Damit man auch wirklich etwas herausbekommt, womit alle zufrieden sind und das Ziel erreicht ist. Dafür braucht man Fingerspitzengefühl und viel Kommunikation." Gerade darin sieht Timo Rauch seine Stärken, ergänzt um die Fähigkeit, auch in kritischen Situationen einen ruhigen Kopf zu bewahren (was oft auf die Probe gestellt werde).

Timo Rauch im Interview
(Foto: Rebecca Miller, Fotoarchiv SKB-Bremen)

"Neben klassischen Hobbies wie Freunde treffen und Fußballspiele schauen interessiert mich die Verkehrs- und Stadtplanung auch in der Freizeit. Es kommt nicht von ungefähr, dass ich in diese Richtung gehen wollte: Tatsächlich habe ich schon als Kind in der Schule Landkarten gemalt und dann Buslinien eingezeichnet, wo ich den ÖPNV langfahren lassen würde. Wenn ich in eine neue Stadt komme, schaue ich mir sie gerne im Luftbild an oder auf Karten, um nachzuvollziehen, wie sie strukturiert und arrangiert ist. Also habe ich Raumplanung studiert, im Master hat sich Verkehrsplanung herauskristallisiert, in der Masterarbeit dann strategische Planung. Der Fokus auf Radverkehr war dagegen eher Zufall. Aber so habe ich unverhofft einen Bereich in der strategischen Verkehrsplanung gefunden, der mir besonders gut gefällt."

Auf die Frage, was besonders dazu beiträgt, dass er sich wohlfühlt, nennt Timo Rauch die Freiheit, die er in seiner Arbeit hat. Vor allem aber auch das Zwischenmenschliche, da die meisten Kolleg:innen in der Stadt leben und wie er inhaltlich die Stadt und den Radverkehr voranbringen wollen, so könnten sie sich gut fachlich austauschen und auch privat für diese Themen begeistern. Die Vorteile des öffentlichen Dienstes wie flexible Arbeitszeitgestaltung und Jobsicherheit weiß er ebenfalls zu schätzen.

Für die zukünftige Entwicklung äußert Timo Rauch einen klaren Wunsch: Dass immer mehr Bürger:innen die Notwendigkeit der Verkehrswende sehen, dass sie verstehen und dabei mitziehen, dass der Radverkehr gegenüber dem Auto im Stadtzentrum an Bedeutung gewinnt und stärker gefördert wird.

Vielen Dank an Timo Rauch!