Bremen und Europa – wo ist da die Verbindung?
Wir haben die Antwort gefunden: Lisa Frohböse steht zwischen europablauem Hintergrund mit funkelnden Sternen und den Bremer Stadtmusikanten. Sie ist eine bremische Europäerin und erklärt uns, wie jede:r von uns in Europa mitbestimmen kann.

"Freundliche, offene Menschen und eine begeisternde Atmosphäre im Auswahlprozess des Aus- und Fortbildungszentrums" haben sie überzeugt. Direkt nach dem Abitur hat sich die gebürtige Nordrhein-Westfälin für ein Duales Studium Public Administration in Bremen entschieden. Nach dem Abschluss und einer kurzen Zeit im Jobcenter wurde ihr Herzens-Thema Europa zu ihrem Tätigkeits-Schwerpunkt.

Wir stellen sicher, dass Bremen und die Europäische Union (EU) im Austausch stehen. Und wir möchten Europa allen Altersgruppen näherbringen.
Wie machen wir das?
Gesetzlich ist festgelegt, wie Bremen als Bundesland mit der EU zusammenarbeitet (siehe unten Erklärungen "Beispiele für gesetzliche Grundlagen").
Wir geben also Informationen über die Entwicklungen in der EU zum Beispiel an die Bremische Bürgerschaft.
Gleichzeitig steuern wir gezielt Themen in verschiedene Gremien, damit sie in der EU berücksichtigt werden.
Diese Gremien sind unter anderem der Bundesrat, die Europaministerkonferenz oder der Ausschuss der Regionen.

Den Ausschuss der Regionen betreue ich: Über ihn können sich Regionen und Kommunen an der EU-Politik beteiligen.
Er muss vom Rat der EU oder der Europäischen Kommission beispielsweise zu Bildung oder Asylpolitik gehört werden.
Wenn wir eine Stellungnahme einreichen wollen, stimmen meine Kollegin in Brüssel und ich die Inhalte mit den Bremer Expert:innen in den verschiedenen Ressorts ab.

Ein anderer wichtiger Bestandteil meiner Arbeit ist, dass wir Europa allen Altersgruppen näherbringen möchten.
Das machen wir vor allem mit Öffentlichkeitsarbeit.
Inhalte für unsere Website und die Social Media Kanäle geben uns Bremer und Brüsseler Kolleg:innen. Wir veröffentlichen diese dann auf der Webseite der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa und über den EuropaPunktBremen.
Dieses Informationszentrum ist im Gebäude der Bremer Bürgerschaft zu finden.
Es wurde gegründet, damit Bremer Bürger:innen in ihrer eigenen Stadt Unterstützung und Raum für Diskussionen zu Europa bekommen können. Von "Wie bekommt meine Tochter eine Krankenversicherung in Paris?" bis zu allgemeinen Fragen "Was kann die EU eigentlich entscheiden, welche Kompetenzen hat sie?" - Antworten und Hilfestellungen geben wir hier im EuropaPunkt.

Um möglichst viele Zielgruppen zu erreichen, haben wir einen Instagram-Account (@epbremen), aber auch Facebook und Twitter werden bedient.
Ich habe keinen typischen Büroalltag, sondern arbeite an verschiedenen Standorten. Vor kurzem, am geschichtsträchtigen 09.11. (sie unten "Reichspogromnacht") haben wir zum Beispiel eine Veranstaltung mit dem Thema Antisemitismus organisiert. Es lief alles sehr gut.

Meine Begeisterung für Europa teilen zu können: Bremen als Bundesland ist eine wichtige politische Ebene zwischen den Menschen in Deutschland, der Bundesrepublik und der Europäischen Union.

Jede:r Bremer:in sieht jeden Tag die Verbindung zu Europa: Das Bio-Siegel nach EU-Verordnung im Supermarkt, Europa fördert das Erholungsgebiet "Waller Sand", Europaschulen (acht in Bremen) vermitteln Sprachkenntnisse und Wissen über politische Strukturen.
Europa betrifft alle: Ob Finanzen, Soziales oder Wirtschaft, alles wird auch auf EU-Ebene besprochen.

Es gibt auch Kritik an der EU: Wir gehen damit offen um und erklären, "dass nicht immer alles rund läuft, aber es trotzdem 'ne gute Sache ist."

Ideen und Diskussionen europaweit auszutauschen: Über eine mehrsprachige Onlineplattform kann jede:r Europäer:in Verbesserungsvorschläge einbringen und zurückmelden, was gut und was nicht gut läuft. Dieses Programm heißt "Konferenz zur Zukunft Europas". Bringen Sie sich gerne ein! Das Jahr 2022 ist das "Jahr der Jugend". Das hat die Europäische Kommission festgelegt.
Ziel ist, jungen Menschen bessere Chancen für die Zukunft zu bieten. Wir setzen uns dafür ein, dass jede:r mitmachen kann.

Neu ist unsere Erasmus-Koordinierungsstelle Bremen, mit der wir vielen Menschen in Bremen und Bremerhaven die Möglichkeiten des Programms veranschaulichen möchten. Wir fördern den Austausch mit anderen Ländern, helfen beispielsweise, Schüler:innenaustausche zu ermöglichen, und stehen bei der Suche nach Erasmus-Fördermitteln beratend zur Seite. Zusammengefasst: Wir wünschen uns, dass sich jede:r mit dem Thema Europa angesprochen fühlt.

Vielen Dank, Lisa Frohböse!

Erklärung des Begriffs "Reichspogromnacht": Am 09.11.1938 fanden in ganz Deutschland staatlich gelenkte Gewalttaten auf deutsche Juden und Jüdinnen statt, bei denen hunderte von Menschen den Tod fanden – sieben davon in Bremen. Ein Pogrom ist ein Angriff auf eine Minderheit. Seitdem wird die Nacht vom 09.11. auf den 10.11. "Reichspogromnacht" genannt. Jedes Jahr zu diesem Datum wird an die Opfer der Nacht gedacht, damit so etwas nicht nochmal passiert. (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/68670/9-november-1938-08-11-2011)

Beispiele für gesetzliche Grundlagen (in der aktuellen Fassung):
Artikel 23 Grundgesetz: […] In Angelegenheiten der Europäischen Union wirken der Bundestag und durch den Bundesrat die Länder mit […]
Artikel 79 Absatz 2 der Bremer Landesverfassung: Der Senat unterrichtet zum frühestmöglichen Zeitpunkt die Bürgerschaft vollständig über alle Vorhaben im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Bund, den Ländern, der 48 Europäischen Union und anderen Staaten, die für das Land von herausragender politischer Bedeutung sind, wesentliche Interessen des Landes berühren oder erhebliche finanzielle Auswirkungen haben. […]
Artikel 307 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union: […] Der Ausschuss der Regionen kann, wenn er der Auffassung ist, dass spezifische regionale Interessen berührt werden, eine entsprechende Stellungnahme abgeben. […]